Du möchtest durch bestimmte Ziele oder Anschaffungen glücklich werden? Versuch lieber, dein tägliches Glück zu fördern! Calvin Holbrook zeigt anhand den Erklärungen der Wissenschaft, dass Glück wirklich kein Ziel, sondern eine Reise ist.

 

„Glück ist eine Reise, kein Ziel“ - dieses Sprichwort hört man oft. Und viele Leute würden wohl zustimmen, dass die Suche nach Wohlbefinden der größte Antrieb der gesamten Menschheit ist. Aber stimmt dieses Sprichwort wirklich? Was hat die Wissenschaft dazu zu sagen?

Das Sprichwort legt nahe, dass Menschen nicht glauben sollten, das Erreichen eines bestimmten Lebensziels würde sie glücklich machen. Das fragliche Reiseziel könnte beispielsweise der eine Traumjob sein, das Finden des perfekten Partners oder das Gehalt nach einer Lohnsteigerung, für die man so hart gearbeitet hat.

Die Chancen stehen zwar gut, dass du dich glücklicher fühlst, wenn du eines deiner Ziele erreicht hast – allerdings nur vorübergehend. Warum das so ist?  

Wegen unseres Glücks-Sollwert oder dem sogenannten "Set-Point".

 

Glück: Reise vs. Ziel und der Set-Point

Eine Theorie der Glücksforschung behauptet, dass der Mensch einen sogenannten „Set-Point“ (Sollwert) des Glücks hat. Der Psychologin Sonja Lyubomirsky zufolge, macht dieser genetische Sollwert etwa 50 Prozent unseres Glücksniveaus aus - der Rest bedingt sich durch die Umstände in denen wir leben und wie wir leben.

 

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Genieß den Weg: Glück ist eine Reise, kein Ziel. shutterstock

 

Unser uns innewohnender Sollwert bestimmt weitgehend unser allgemeines Wohlbefinden, und wir alle leben mit unterschiedlichen Stufen dieses Wertes. Daher sind die Menschen mit höheren Sollwerten meistens zufriedener als diejenigen, die weniger freudige Aussichten haben (aufgrund ihres niedrigeren Sollwerts).

 

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Auf der Reise durch unser Leben werden wir uns um diesen Sollwert herum bewegen. Unglückliche Lebensereignisse verschieben das Glücksniveau unter deinen Sollwert, während positive oder aufregende Ereignisse dein Glücksniveau darüber erhöhen.

Jedoch werden wir früher oder später, wenn sich die Ereignisse normalisieren oder verändern, auf unseren ursprünglichen Sollwert zurückversetzt. Dies passiert zum Beispiel, wenn wir den ‚Holiday Blues‘ spüren, nachdem wir aus dem Hoch des letzten Urlaubs zurückgekehrt sind.

Ebenso kann es sein, dass das Glücksgefühl nicht anhält, nachdem du ein vermeintliches Ziel erreicht hast, oder ein neues Problem lässt dich das Glück nicht so erleben, wie du es erwartet hast. Nachdem du beispielsweise deinen Traumjob gefunden hast, stellst du fest, dass dieser durch die zusätzliche Arbeitsbelastung (und den anspruchsvollen neuen Chef), viel negativen Stress mit sich bringt. Oder die neue Wohnung, von der du dir so viel erhofft hast? Die lauten Nachbarn tun ihr bestes, um den Frieden zu stören. Du hast gerade den „perfekten“ Partner getroffen? Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis du all die Dinge entdeckst, die dich an ihm stören. Es gibt unzählige Beispiele für dieses Phänomen.

 

 

„Die Chancen stehen zwar gut, dass du dich glücklicher fühlst, wenn du eines deiner Ziele erreicht hast – allerdings nur vorübergehend.“

 


Irgendwann können sich alle diese vermeintlichen Glücksziele in Luft auflösen. In der Tat ist das einzig beständige im Leben die Veränderung. Da macht es wirklich wenig Sinn zu glauben, man könnte ein Ziel erreichen, und infolgedessen dauerhaft glücklicher sein. Tatsächlich endet dieses Streben nach Glück - das ständige Verlangen und der Antrieb, Dinge zu erreichen, von denen wir glauben, dass sie unser Wohlbefinden und unsere Freude steigern werden - oft in einer Enttäuschung (die sogenannte „Glücksfalle“). 

 

Verbessere deine Reisebedingungen auf dem Weg zum Glück

Wie oben beschrieben, ist laut Lyubomirsky unser genetischer ‚Set-Point‘ für etwa 50 Prozent unseres Glücks verantwortlich. Der Rest hängt von unseren Lebensumständen (10 Prozent) und unserer Lebensaktivität (40 Prozent) ab. 

Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass wir durch Veränderungen unseres Alltags - also während wir „unterwegs“ sind – unseren voreingestellten Sollwert auf ein höheres Niveau bringen und dadurch glücklicher werden können. Tatsächlich gibt es viele kleine alltägliche Handlungen, die wir ausführen können, um unser allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Hier sind fünf, die du sofort anwenden kannst.

 

1) Sei gütig

Studien zeigen, dass wir unseren Glückssollwert nach oben verlegen können, indem wir anderen helfen. Einer Studie zufolge - in der Daten aus der repräsentativen Wiederholungsbefragung des Sozio-ökonomischen Panels analysiert wurden - ist das Merkmal, das am stärksten mit der Steigerung der langfristigen Zufriedenheit zusammenhängt, ein regelmäßiges Bekenntnis zum Altruismus. Im Ergebnis scheinen wir umso glücklicher zu sein, je barmherziger wir handeln.

Dies wurde durch eine weitere Studie von Sonja Lyubomirsky untermauert, die 2005 im Review of General Psychology veröffentlicht wurde. In dieser sollte eine Gruppe von Studenten fünf Mal wöchentlich eine gütige Handlung über einen Gesamtzeitraum von sechs Wochen ausführen. Nach diesem Zeitraum wiesen die Studenten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe eine deutlich gesteigerte Zufriedenheit auf.

 

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2) Dankbarkeit üben

Es ist wissenschaftlich belegt, das es die Zufriedenheit erhöht, wenn man sich in Dankbarkeit übt. Außerdem ist das eine der einfachsten Lebensveränderungen die du dir vornehmen kannst! Schließlich erfordert sie kaum Aufwand.

 

 

„In der Tat ist das einzig beständige im Leben die Veränderung. Da mach es wirklich wenig Sinn zu glauben, man könnte ein Ziel erreichen, und infolgedessen dauerhaft glücklicher sein.“

 


Laut einem Bericht aus dem Jahr 2003 in der Zeitschrift Social Behavior and Personality (für soziales Verhalten und Persönlichkeit) neigen dankbare Menschen dazu, die kleinen Freuden des Lebens mehr zu schätzen (definiert als "jene Freuden im Leben, die den meisten Menschen zur Verfügung stehen"). Tatsächlich zeigte eine Studie, die im The Journal of Happiness Studies veröffentlicht wurde, dass das Schreiben eines täglichen oder wöchentlichen Dankestagebuchs zu  mehr Zufriedenheit führt.

 

 

3) Meditiere

Beginne deinen Tag mit nur fünf bis zehn Minuten Meditation, um dein Glück zu fördern. Versuche morgens kurz nach dem Aufwachen zu meditieren: Die mentale Klarheit, die du dadurch erreichst, wird dich auf den Rest des Tages vorbereiten.

Tatsächlich bringt Meditation viele Vorteile mit sich. Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass meditieren das Glücksniveau steigern kann, indem es Stresshormone reduziert. Außerdem verkleinert sich der Teil des Gehirns, der Angst steuert. Und, neben anderen Vorteilen, kann ständiges Grübeln gestoppt werden.

 

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Inneres Ankommen: Meditation hilft dir, deine Mitte zu finden 

 

Laut der Zeitschrift Psychology Today ist Meditation die wirkungsvollste mentale Übung, mit der es möglich ist, deinen Glücks-Set-Point zurückzusetzen, was dich wiederum zu einer zufriedeneren Person macht. Durch regelmäßige Meditation kannst du dein Gehirn buchstäblich neu verdrahten, sodass du glücklicher werden kannst.

 

4) Qualitative Beziehungen aufbauen

Angenommen, Glück ist die Reise und nicht das Ziel. Dann können die Menschen, die dich auf dieser Reise begleiten, definitiv den Unterschied machen. In diesem Punkt ist sich die Wissenschaft einig: Menschen mit tiefen, qualitativen Beziehungen können mehr Zufriedenheit und beständigeres Glück erleben.

Menschen sind eine soziale Spezies und brauchen regelmäßigen zwischenmenschlichen Kontakt. In einer 75-jährigen Studie über mehrere Generationen untersuchte Robert Waldinger die Zufriedenheit der Menschen in den ärmsten Stadtteilen von Boston. Er fand heraus, dass, unabhängig von ihrem sozialen Status, die Menschen am zufriedensten waren, die über hochwertige soziale Beziehungen verfügten.

 

5) Entscheide dich für Glück

Bronnie Ware, eine Krankenpflegerin der Palliativmedizin, die ihre Arbeit den Patienten an ihrem Lebensende widmete, fand bei ihren Patienten ein immer wiederkehrendes Thema: Sie bedauerten es zutiefst, sich nicht „erlaubt“ zu haben, glücklicher zu sein. Ware, die Autorin von „5 Dinge, die Sterbende am häufigsten bereuen“, verfasste einen Blog für die Huffington Post, in dem sie schrieb:

 

„Viele haben erst am Ende erkannt, dass Glück eine Wahl ist. Sie waren in alten Mustern und Gewohnheiten gefangen. Sie bewegten sich in ihrem Leben, emotional wie physisch, nur in der sogenannten Komfortzone.“

 

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„Die Angst vor Veränderungen ließ sie, vor anderen und vor sich selbst, vormachen, dass sie zufrieden wären. Tief im Inneren aber sehnten sie sich danach, wieder einmal richtig zu lachen und mehr Albernheit in ihr Leben zu lassen (...). Das Leben ist eine Entscheidung. Es ist dein Leben. Wähle bewusst, wähle klug, wähle ehrlich. Wähle, glücklich zu sein."

 

 

Zusammenfassung

Allzu oft glauben wir, dass wir uns durch das Erreichen von Zielen oder Besitz glücklicher fühlen werden. Aber in Wirklichkeit ist es so - und die Wissenschaft stimmt dem zu -, dass unser Glücksniveau nach Erreichen dieser Ziele schnell auf seinen ursprünglichen Wert zurückfällt. Glück führt oft zum Erfolg, aber Erfolg führt nicht immer zum Glück. 

Stattdessen zeigt die Forschung, dass der beste Weg, um das Wohlbefinden langfristig zu steigern, darin besteht, kleine Veränderungen im alltäglichen Leben anzustreben. Dabei sind Altruismus, Dankbarkeit und qualitative Beziehungen wichtige Faktoren: Glück ist wirklich eine Reise und kein Ziel. 

Tatsächlich hat die Forschung auf dem Gebiet der positiven Psychologie gezeigt, dass Glück eine Entscheidung ist, die jeder treffen kann. Der Psychologe William James formulierte es so: "Die größte Entdeckung einer jeden Generation ist, dass ein Mensch sein Leben verändern kann, indem er seine Haltung ändert."  ● 

 

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Titelbild: shutterstock/Olga Danylenko

 

Geschrieben von Calvin Holbrook

 

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Calvin kümmert sich um das englische happiness Magazin und liebt Schwimmen, Yoga, Tanzen und alle Vintage-Dinge. Hier erfährst du mehr


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