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Poesie und Gedichte


Tine

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Während ich früher Gedichte meist langweilig und belanglos fand, bewegen sie mich mittlerweile manchmal tief.

Daher hier mal ein Thread für deutschsprachige Gedichte/ Übersetzungen. (für Englische gibt es schon etwas hier:

  • Moderator
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Wegzehrung

 

Mach´s, wie es dir richtig erscheint.
Irr dich und stell dann den Irrtum richtig.
Irr dich noch einmal. Es ist nicht so wichtig,
was dein Nachbar drüber meint.
Mach´s, wie es dich von innen her treibt.
Eigene Wege sind immer beschwerlich.
Kannst du nicht weiter, gesteh es dir ehrlich.
Und frage dein Herz, wo sein Zuspruch bleibt.

Was Dir heute mißlingt, glückt ein andermal.
Alles verzeiht dir die innere Lenkung.
Außer dem einen, der Abwärtsschwenkung
Also: sei niemals banal!

Schaff dir Niveau um dich her.
Irren ist menschlich. Zerbröckeln ist peinlich.
Mach’s wie du willst. Aber mach es nicht kleinlich.
Kannst du das? Niemand kann mehr.

 

aus: „Der große Holunderbaum“

von Herbert Fritsche (1911-1960)

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Ich finde Gedichte faszinierend. 

Sie verleihen einem Text spielerische Akzente. Max und Moritz von Wilhelm Busch ist der Wahnsinn. 

 

Für's Selberschreiben habe ich mich mal mit den Regeln beschäftigt und als Perfektionist muss dann ein festes Reimschema vorliegen, jeder Vers bekommt die gleiche Anzahl von Silben und die Silben werden in einem bestimmten Rhythmus betont. Das macht das Finden der passenden Worte schwieriger, aber am Ende lässt sich das Gedicht sehr gut lesen. 

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Ich bin tatsächlich weniger ein Gedichtsfan. Ich mag eher bewegende Kurzgeschichten. Hab auch viele Geschrieben.
Allerdings mag ich einige Dinge von Edgar Allan Poe, wie z. B. "Der Rabe".

 

Quote

Mitternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig,
Sinnend saß und las von mancher längstverklung’nen Mähr’ und Lehr’ –
Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,
Hörte plötzlich ich ein Ticken an die Zimmertüre her;
„Ein Besuch wohl noch,“ so dacht’ ich, „den der Zufall führet her –

 Ein Besuch und sonst Nichts mehr.“
 

Wohl hab’ ich’s im Sinn behalten, im Dezember war’s, im kalten,
Und gespenstige Gestalten warf des Feuers Schein umher.
Sehnlich wünscht’ ich mir den Morgen, keine Lind’rung war zu borgen
Aus den Büchern für die Sorgen – für die Sorgen tief und schwer
Um die Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer –

 Hier, ach, nennt sie Niemand mehr!
 

Jedes Rauschen der Gardinen, die mir wie Gespenster schienen,
Füllte nun mein Herz mit Schrecken – Schrecken nie gefühlt vorher;
Wie es bebte, wie es zagte, bis ich endlich wieder sagte:
„Ein Besuch wohl, der es wagte, in der Nacht zu kommen her –
Ein Besuch, der spät es wagte, in der Nacht zu kommen her;

 Dies allein und sonst Nichts mehr.“
 

Und ermannt nach diesen Worten öffnete ich stracks die Pforten:
„Dame oder Herr,“ so sprach ich, „bitte um Verzeihung sehr!
Doch ich war mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,
Und so leis scholl Euer Ticken an die Zimmertüre her,
Daß ich kaum es recht vernommen; doch nun seid willkommen sehr!“ –

 Dunkel da und sonst Nichts mehr.
 

Düster in das Dunkel schauend stand ich lange starr und grauend,
Träume träumend, die hienieden nie ein Mensch geträumt vorher;
Zweifel schwarz den Sinn bethörte, Nichts die Stille draußen störte,
Nur das eine Wort man hörte, nur „Lenore?“ klang es her;
Selber haucht’ ich’s, und „Lenore!“ trug das Echo trauernd her –

 Einzig dies und sonst Nichts mehr.
 

Als ich nun mit tiefem Bangen wieder in’s Gemach gegangen,
Hört’ ich bald ein neues Pochen, etwas lauter als vorher.
„Sicher,“ sprach ich da mit Beben, „an das Fenster pocht’ es eben,
Nun wohlan, so laß mich streben, daß ich mir das Ding erklär’ –
Still, mein Herz, daß ich mit Ruhe dies Geheimnis mir erklär’

 Wohl der Wind und sonst Nichts mehr.“
 

Riß das Fenster auf jetzunder, und herein stolzirt’ – o Wunder!
Ein gewalt’ger, hochbejahrter Rabe schwirrend zu mir her;
Flog mit mächt’gen Flügelstreichen, ohne Gruß und Dankeszeichen,
Stolz und stattlich sonder Gleichen, nach der Türe hoch und hehr –
Flog nach einer Pallasbüste ob der Türe hoch und hehr –

 Setzte sich und sonst Nichts mehr.
 

Und trotz meiner Trauer brachte er dahin mich, daß ich lachte,
So gesetzt und gravitätisch herrscht’ auf meiner Büste er.
„Ob auch alt und nah dem Grabe,“ sprach ich, „bist kein feiger Knabe,
Grimmer, glattgeschor’ner Rabe, der Du kamst vom Schattenheer –
Sprich, welch’ stolzen Namen führst Du in der Nacht pluton’schem Heer?“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr.“
 

Ganz erstaunt war ich, zu hören dies Geschöpf mich so belehren,
Schien auch wenig Sinn zu liegen in dem Wort bedeutungsleer;
Denn wohl Keiner könnte sagen, daß ihm je in seinen Tagen
Sonder Zier und sonder Zagen so ein Tier erschienen wär’,
Das auf seiner Marmorbüste ob der Tür gesessen wär’

 Mit dem Namen „Nimmermehr.“
 

Dieses Wort nur sprach der Rabe dumpf und hohl, wie aus dem Grabe,
Als ob seine ganze Seele in dem einen Worte wär’.
Weiter Nichts ward dann gesprochen, nur mein Herz noch hört’ ich pochen,
Bis das Schweigen ich gebrochen: „Andre Freunde floh’n seither –
Morgen wird auch er mich fliehen, wie die Hoffnung floh seither.“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
 

Immer höher stieg mein Staunen bei des Raben dunklem Raunen,
Doch ich dachte: „Ohne Zweifel weiß er dies und sonst Nichts mehr;
Hat’s von seinem armen Meister, dem des Unglücks finstre Geister
Drohten dreist und drohten dreister, bis er trüb und trauerschwer –
Bis ihm schwand der Hoffnung Schimmer, und er fortan seufzte schwer:

 ‚O nimmer – nimmermehr!‘“
 

Trotz der Trauer wieder brachte er dahin mich, daß ich lachte;
Einen Armstuhl endlich rollte ich zu Tür und Vogel her.
In den sammt’nen Kissen liegend, in die Hand die Wange schmiegend,
Sann ich, hin und her mich wiegend, was des Wortes Deutung wär’ –
Was der grimme, finst’re Vogel aus dem nächt’gen Schattenheer

 Wollt’ mit seinem „Nimmermehr.“
 

Dieses saß ich still ermessend, doch des Vogels nicht vergessend,
Dessen Feueraugen jetzo mir das Herz beklemmten sehr;
Und mit schmerzlichen Gefühlen ließ mein Haupt ich lange wühlen
In den veilchenfarb’nen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr –
Ach, in diesen sammtnen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr –

 Ruhet sie jetzt nimmermehr!
 

Und ich wähnte, durch die Lüfte wallten süße Weihrauchdüfte,
Ausgestreut durch unsichtbare Seraphshände um mich her.
„Lethe,“ rief ich, „süße Spende schickt Dir Gott durch Engelshände,
Daß sich von Lenoren wende Deine Trauer tief und schwer!
Nimm, o nimm die süße Spende und vergiß der Trauer schwer!“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
 

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!
Ob die Hölle Dich mir sandte, ob der Sturm Dich wehte her!
Du, der von des Orkus Strande – Du, der von dem Schreckenlande
Sich zu mir, dem Trüben, wandte – künde mir mein heiß Begehr:
Find’ ich Balsam noch in Gilead! ist noch Trost im Gnadenmeer?“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
 

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!
Bei dem ew’gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr’ –
Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren,
Wieder find’ an Edens Thoren – sie, die throhnt im Engelsheer –
Jene Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer!“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
 

„Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel, Dämon, Du mußt weichen!
Fleuch zurück zum Sturmesgrauen, oder zum pluton’schen Heer!
Keine Feder laß zurücke mir als Zeichen Deiner Tücke;
Laß allein mich dem Geschicke – wage nie Dich wieder her!
Fort und laß mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr!“

 Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
 

Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer
Auf der blassen Pallasbüste ob der Türe hoch und hehr;
Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln
Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;
Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her,

 Sich erheben – nimmermehr!

 

Gedicht: Der Rabe (1845; Übersetzung 1869: Carl Theodor Eben)
Edgar Allan Poe

 

  • Moderator
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Ein Gedicht von Hugo Ball

gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang band affalo purzamai affalo purzamai lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung
  • 3 months later...
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Gedicht, Verse, reime sind faszinierend. Das obige von Hugo Ball verstehe ich leider nicht.

Ich habe aber auch etwas Nettes. Ich glaube einige Worte erkennt wohl Jede/r hier wieder. Ich kann es gern übersetzen, wenn gewünscht.

 

Jiddiš, is die šprach, woß ich hob sejr štark lib,
ße is an jeruše, woß fun majn kindhajt mir blib.
Ich hob si tomed gehert, tog oiß un tog ajn
machmeß, men hot'ß geredt baj unds in der hejm.
Un wolt ir'ß gich lernen, asoi hertß ale gut her,
wajl jiddiš, undser lošn, is gor nischt so šwer!

 

A por werterl wil ich ajch lernen, ße senen nit fil,
asoi kent ir farštejn, wen di klesmer singen bam špil. 
MASL, sogt men zum glik, - un TOV, doß hejßt gut 
ZORES senen di sorgn, un ROIGES, sogt men zur wut.
Is ejner klug, asoi is er a CHOCHEM, mit KOVED, doß is di ehr...
Anu – si sen, undsere lošn is doch gor nit asoi šwer!

 

MELOCHE hejßt hantwerk, un PARNOSSE is sejerer lon
un RACHMONESS, is derbaremen, - nur oft hot me hon!
Zum dib sogt me GANEV, wajl er ganevet, woß im nit gehert,
un er dergejt sich arg, wenn di taš NEBECH is šoin gelert.
Un DALESS, ß’is di armut, sej kann trefn ajedn gor sejer,
nu, asoi lernt er dan jiddiš, ß'is jo nit gor asoi šwer!

 

Di warhajt hejßt EMES, woß men gor seltn nur hern kann, 
ALMONE is a witwe, un BOCHER sogt me zu an junger man...
un der wer doch MESCHUGGE, doß hejßt noch mer wi bled,
wen er sich anštot a mejdl an alte KALLE nemen tet. 
TIPESCH hejßt dumkop, un SCHEJGEZ is a limel bitte sejer,
anu si se‘en, šimfn auf jiddiš is oichet nit asoi šwer!

 

CHEWRE-KADISCHE, asoi nent me ba unds den baerdigung-farejn,
un LEWAJE is der troier-zug, wen me legt‘n GUF in erd arajn.
Un wen der NIFTER a gute rejne NESCHOME - a fejne sel - gehat,
asoi kumt er inem himl, un wet nit funem sotn geplagt.
Umfajn far erben nur, wen durch bankrot ß‘konto war ler ...
Nur woß sol'ß, jiddiš is oich on a gelt gor nit asoi šwer!

 

Zum šluß noch a por werterl – si wern sej šoin bahaltn: 
NACHESS hejßt fargnign, un mitn wort SOKN mejnt me di altn.
Di KLESMER, doß senen musikantn – doß hobn si gewußt beštimt,
un a SCHIKER sogt me zu a selchenem, woß zufil bronfn trinkt.
Izt, Le-SOF is doß blatl ba mir endgiltik blank un ler;
Sogt‘še, hob ich recht: jiddiš is doch gor nit asoi šwer!

Geschrieben von Chaim Frank

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