Untersuchungen legen nahe, dass Jugendliche aufblühen, wenn sie in ihren Gemeinden einen bedeutenden Unterschied machen können. Von Meghan Lynch Forder im Auftrag des Greater Good Science Center.

Der Artikel erschien im Original in der englischen Ausgabe des happiness Magazins.

Als Eltern von Jugendlichen denken wir viel darüber nach, was wir für unsere Kinder tun müssen, damit sie als Erwachsene gedeihen - oder (abhängig von unserer Philosophie) was unsere Kinder tun müssen, damit sie als Erwachsene gedeihen können. Dabei ist eine der wichtigsten Aktivitäten, an denen unsere Jugendlichen teilnehmen können, der Beitrag zu einer ihrer sozialen Gruppen.

Mit zunehmendem Alter können Jugendliche Freunde, Familienangehörige und die breitere Gemeinschaft auf tiefere und sinnvollere Weise emotional und praktisch unterstützen. Untersuchungen legen nahe, dass freundliches und hilfsbereites Verhalten gegenüber anderen von der Kindheit bis zur Jugend zunimmt. Das würde den Stereotyp des selbstverliebten Teenagers zu einem Mythos machen.

In der Tat ist die Jugend eine besonders effektive Zeit, um anderen zu helfen. Angesichts der massiven Veränderungen im Gehirn von Teenagern ermöglichen ihre neu entdeckten physischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten es ihnen, Beiträge zu leisten, die den Menschen in ihrer Umgebung einen echten Nutzen bringen. Außerdem scheint die Möglichkeit, einen sinnvollen Beitrag leisten zu können, Vorteile für die Entwicklung der Jugendlichen zu haben. Es wird vermutet, dass dies genau die Fähigkeiten entwickelt, die sie benötigen, um als Erwachsene erfolgreich zu sein. Beiden Gruppen, unseren Jugendlichen und den Gemeinden wird es besser gehen, wenn wir dabei helfen können, dass sie einen Weg finden etwas zu bewegen.

 

Wie das jugendliche Gehirn darauf vorprogrammiert ist, sich zu beteiligen

Was sind "bedeutsame" Beiträge? Wenn wir über Beteiligung sprechen, ist damit nicht nur gemeint nett zu sein und hier und da freiwillig mitzuhelfen (beides ist auch wichtig). Gemeint ist „Engagement mit Konsequenz“.  Das sind solche Handlungen, die anderen einen echten Nutzen bringen und dabei helfen, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Bei dieser Art von Beitrag wird nicht nur eine einzige Aktion ausgeführt. Der Jugendliche muss eine wichtige Rolle innerhalb einer Gruppe einnehmen – egal ob es sich um die Familie, Schule oder Gemeinde handelt.

 

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Es stellt sich heraus, dass Jugendliche bemerkenswert gute Voraussetzungen haben, um anderen zu helfen. Die Pubertät ist eine Zeit massiver Umstrukturierungen im Gehirn, die ein schnelleres und effizienteres System schaffen. Neuroimaging-Studien zeigen, dass die neuronalen Netzwerke, die sich im Jugendalter am stärksten verändern, dieselben Netzwerke sind, die durch den Einsatz für andere aktiviert werden.

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Flowerpower: Jugendliche arbeiten in einem Gemeinschaftsgarten  shutterstock/Daisy Daisy

 

Beispielsweise reift das „soziale Gehirn“ - das komplizierte Netzwerk von Bereichen im Gehirn, die in sozialen Interaktionen aktiviert werden - im Jugendalter besonders schnell heran. Durch diese Entwicklung wird die Fähigkeit junger Menschen gesteigert, Gefühle und Perspektiven anderer Menschen verstehen zu können. Die zunehmende kognitive Reife der Jugendlichen ermöglicht es ihnen, die komplexe Dynamik der unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnisse anderer Menschen zu berücksichtigen. So können sie bestimmen, wem und wie sie helfen möchten.

Ein weiterer Bereich, der sich in diesen Jahren verändert, ist das „Belohnungssystem“. Dies erhöhrt nun die positiven Gefühle, die Jugendliche von neuen und aufregenden Erfahrungen bekommen. Dieser Bereich des Gehirns, wird am häufigsten mit der höheren Risikobereitschaft bei Jugendlichen in Verbindung gebracht, welche bei vielen Eltern Angst in den Herzen auslöst. Diese Gehirnveränderungen gehen zum einen mit Rebellion und Risikobereitschaft einher. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sie ebenfalls freundliche und hilfreiche Verhaltensweisen hervorrufen, zum Beispiel das Bedürfnis mitzuwirken.

 

Wie Jugendliche von der Möglichkeit mitzuwirken profitieren

Geben beschenkt den Geber. Untersuchungen zufolge haben Erwachsene, die anderen helfen, eine bessere Stimmung, weniger Stress und weniger Gesundheitsprobleme. Jugendliche profitieren auf ähnliche Weise, haben jedoch zusätzlich einzigartige weiter Vorteile durch Beiträge und Mitwirken zu einer Gruppe.

Beispielsweise kann die verstärkte Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn dazu führen, dass Jugendliche besonders gerne geben und sich davon stärker erfüllt fühlen . Jugendliche aus Familien, in denen Mitmachen einen besonderen Stellenwert hat, scheinen dieses Belohnungsgefühl noch deutlicher zu spüren. Jugendliche berichten auch, dass sie an Tagen, an denen sie ihren Familien helfen, glücklicher sind.

Studien haben gezeigt, dass hilfsbereite, kooperative und teilnehmende Schüler in der Regel beliebter sind als solche, die Angst oder Einschüchterung einsetzen, um Status zu erlangen. Dies stellt einen weiteren Anreiz für Jugendliche dar, sich zu engagieren. Der Status ist besonders wichtig für Jugendliche, da diese durch hormonelle Veränderungen ab dem Beginn der Pubertät äußerst empfindlich auf Zugehörigkeit und Respekt reagieren.

"Untersuchungen legen nahe, dass freundliches und hilfsbereites Verhalten gegenüber anderen von der Kindheit bis zur Jugend zunimmt. Das würde den Stereotyp des selbstverliebten Teenagers zu einem Mythos machen."

Sich zu engagieren hat außerdem eine stressreduzierende Wirkung. Für Jugendliche kann dies von besonderer Bedeutung sein, da Körper und Geist von Teenagern (mehr als in jedem anderen Alter) stark auf Stress reagieren.

Das Wichtigste ist, dass Jugendliche durch ihre Beteiligung jene Erfahrungen machen, die sie benötigen um die Schlüsselaufgaben dieser Lebensphase zu lösen: Autonomie, Identität und Intimität aufbauen. Indem Jugendliche sinnvolle Beiträge für andere leisten, können sie erkennen, dass sie sich positiv auf die Welt auswirken können. Das kann ihnen das nötige Vertrauen geben, um Autonomie und Entscheidungsfreiheit aufzubauen.

Wenn ihre Beiträge gesehen werden, verstehen junge Menschen ihren Platz und Wert in der Welt und entwickeln so ihr Identitätsgefühl. Die Möglichkeit, Freunden und Familienmitgliedern eine sinnvolle soziale Unterstützung zukommen zu lassen, schafft die nötige Intimität, um im Erwachsenenalter positive und dauerhafte Beziehungen aufzubauen.

 

Wie Teenager sinnvolle Beiträge leisten können

Die zunehmenden Kontakten von Jugendlichen zu Personen außerhalb der Familie führen dazu, dass sie in vielen verschiedenen Bereichen Einfluss nehmen können.
Hier sind einige Möglichkeiten, wie sie substanzielle Beiträge für ihre unmittelbare Familie und die weitere Gemeinschaft leisten können.

 

1. Familie

Da Kinder mit dem Eintritt ins jugendliche Alter stärker und koordinierter werden, können sie mit zunehmenden kognitiven Fähigkeiten eine umfangreichere Rolle als Helfer in der Familie einnehmen. Jugendliche können bei Tätigkeiten wie Putzen, Kochen und der Pflege von Geschwistern echte und sinnvolle Hilfe leisten.

Ein für Jugendliche sinnvoller Beitrag geht jedoch über die Hausarbeit hinaus. Jugendliche brauchen auch die Chance, eine echte Rolle für das Funktionieren der Familie zu spielen. Die Teilnahme an Familienentscheidungen - von Ausgabenentscheidungen über Essensentscheidungen bis hin zu Regeln rund um das Schlafengehen und Hausaufgaben - ist ein wichtiger Weg auf dem sie teilnehmen können.

Diese Art der Beteiligung bedeutet nicht, dass sie die Entscheidungen treffen. Aber ihre Ideen, Gefühle und Urteile sollten ein echter Teil des Entscheidungsprozesses sein. Auch wenn ihre Vorschläge nicht jedes Mal befolgt werden; wenn ihre Perspektiven ernsthaft berücksichtigt werden, leisten sie einen Beitrag zur Familie.

 helpful-teenager-community.jpgHelfende Hand: Ältere Familienmitglieder unterstützen  shutterstock/DGLimages
 

Sich innerhalb der Familie zu beteiligen hat Vorteile, die über den Haushalt hinausgehen. Studien zeigen, dass junge Jugendliche, die an familiären Entscheidungen beteiligt sind, sich besser an die Mittelschule anpassen. Außerdem sind sie motivierter in der Schule und haben ein höheres Selbstwertgefühl als Gleichaltrige, die keine solchen Möglichkeiten der Beteiligung haben. Es hat sich gezeigt, dass das Gefühl, eine integrale Rolle in einer Familie zu spielen, das Wohlbefinden und das Verantwortungsbewusstsein von Jugendlichen verbessert. Es kann sogar das riskante Verhalten reduzieren, über das sich viele von uns Sorgen machen.

Es gibt auch eine nachteilige Wirkung bei zunehmender Beteiligung und Verantwortlichkeiten in einer Familie. Wenn der Grund für mehr Aufgaben auf eine körperliche oder geistige Erkrankung der Eltern oder andere Familientraumata zurückzuführen ist, können diese einen gegenteiligen Effekt auf das Wohlbefinden und den schulischen Erfolg solcher Jugendlicher haben.
 

2. Gleichaltrige

Untersuchungen zeigen, dass Freunde eine wichtige Quelle der sozialen Unterstützung für Jugendliche sind und dass diese Beziehung eine weitere Möglichkeit ist, um einen Beitrag zu leisten. Die gleichmäßigere Machtdynamik in Freundschaften mit Gleichaltrigen ermöglicht es Jugendlichen, eine bedeutendere Rolle in der Beziehung zu spielen, als dies bei Erwachsenen häufig der Fall ist. Diese kann sich beispielsweise durch emotionale Unterstützung ergeben, durch Meinungsäußerungen und Planungen.

"Wenn ihre Beiträge anerkannt werden, verstehen junge Menschen ihren Platz und Wert in der Welt."

Freunde im jugendlichen Alter helfen sich nicht nur gegenseitig, sondern motivieren sich auch gegenseitig, einen umfassenderen Beitrag zu leisten. Wenn Schüler der Mittel- und Oberstufe glauben, dass sich zu beteiligen eine soziale Norm für ihre Altersgenossen ist, oder wenn sie von ihren Freunden positives Feedback für ihr Engagement erhalten, helfen sie eher einem Klassenkameraden oder beteiligen sich mit Geld in der Gruppe. Jugendliche, die anderen helfen, scheinen ihre besten Freunde zu inspirieren, dasselbe zu tun.

So beschäftigt das eigene jugendliche Kind auch sein mag, es ist wichtig ihm Zeit zu lassen. In dieser kann der Jugendliche mit Freunden „abhängen“ - und dort die Chance bekommen, einen Freund zum lachen zu bringen oder buchstäblich eine Schulter anzubieten an der sich ein Freund ausweinen kann.

 

3. Schulen

So wie ein Beitrag zur Familie mehr ist als nur reine Hausarbeit, ist ein Beitrag in der Schule mehr als nur freiwillig etwas zusätzliches tun.

Wenn sie sich in der Schule bei etwas bedeutungsvollem beteiligen, können Schülerinnen und Schüler einen wesentlichen Einfluss auf ihr schulisches Umfeld haben. Damit ist gemeint, dass Schüler der Mittel- und Oberstufe in die Entscheidungsfindung in Bezug auf Kursarbeit, Unterrichtspraktiken und Schulrichtlinien einbezogen werden. Die Möglichkeit, sich an Sitzordnungen, Lernaktivitäten oder Benotungspraktiken zu beteiligen, sind alles Wege bedeutungsvoller Beiträge. Es hat sich gezeigt, dass diese Einbeziehung in die Entscheidungsfindung in der Schule die Motivation und die Bindung der Schüler an die Schulgemeinschaft erhöht.

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Strich für Strich: Mit jedem Pinselstrich trägt der Einzelne zum Gesamtbild bei
 

Eine aktive, ermächtigte Schülervertretung ist eine weitere Möglichkeit für Jugendliche, einen sinnvollen Beitrag zu ihrer Schule zu leisten. Clubs und Sportvereine geben Jugendlichen die Möglichkeit, einen echten Einfluss auf ihre Teamkollegen zu haben. Organisierte Nachhilfeprogramme können den Schülern helfen, einen Einfluss auf ihre größeren Gemeinschaften zu haben.

Nicht alle Schulen verfügen über das Know-how oder die finanziellen Mittel, um allen Schülern die gleichen Möglichkeiten zur Beteiligung zu bieten. Für diese Schüler können Gemeinde Programme eine wertvolle Alternative sein.

 

4. Gemeinschaften

Jugendliche sind physisch und kognitiv in der Lage, ihren Gemeinschaften und der weiteren Welt zu helfen. Die bereicherndste Erfahrung machen sie, wenn sie die eine Chance haben, messbare, spürbare Auswirkungen auf ihre Gemeinschaft oder die Bevölkerung zu haben. Und sie brauchen die Möglichkeit, über die Bedeutung ihrer Handlungen nachzudenken.

Hochwertige Freiwilligenprogramme ermöglichen es den Jugendlichen auch, eine aktive Rolle in der Organisation selbst zu spielen. Nicht alle Angebote zur Freiwilligenarbeit für Jugendliche erfüllen diese Standards. Programme wie 4-H, Boys & Girls Clubs of America und das YWCA / YMCA bieten im Allgemeinen die Möglichkeiten, die junge Menschen benötigen, um von solchen Beiträgen zu profitieren.

Ja, Jugendliche brauchen auch weiterhin die Unterstützung ihrer Eltern. Aber ein großer Teil dessen, was sie brauchen, besteht darin, dass wir sie als die umsichtigen, fähigen, fürsorglichen Menschen ansehen, zu denen sie bereits geworden sind. Jugendliche gedeihen, wenn sie Gelegenheit haben, einen wichtigen Beitrag für ihre Familien, Freunde, Schulen und Gemeinden zu leisten. Auf diese Weise können sie zu Erwachsenen gedeihen, die einen bedeutenden Unterschied in der Welt bewirken können. ●

 

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Geschrieben vom Greater Good Science Center

greater-goods.jpgDieser Artikel erschien im Original im Greater Good, dem Online Magazin des Greater Good Science Center der UC Berkeley. happiness.com hat die Ehre, es mit freundlicher Genehmigung des Greater Good Science Center erneut zu veröffentlichen. Mehr Informationen unter greatergood.berkeley.edu.

 


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