Der erste Test über die typischen Ursachen für Stress bei der Arbeit gab uns einen Überblick über die verschiedenen Aspekte, die unsere Zufriedenheit bei der Arbeit beeinflussen. Heute geht es vor allem darum, unsere Arbeitsmotivation zu messen. Also darum die Testergebnisse beim "Motivation bei der Arbeit"-Test besser verstehen und einordnen zu können.
 

Was bedeutet Motivation?

Motivation kommt einerseits aus uns selbst, andererseits von einem externen Antrieb, also einem Ziel das wir vor Augen haben. Interne und externe Motive aktivieren das Bestreben, uns beständig für einen Job, eine Rolle oder ein Thema zu interessieren oder sie geben uns die Energie uns für ein Ziel einzusetzen.

Motivation bei der Arbeit ist der wichtigste Prädiktor für Erfolg. Je länger man in einem Beruf bzw. in der Karriere steckst, desto weniger wichtig werden die angeborene Fähigkeiten (z.B. die Intelligenz), und desto wichtiger wird die (Eigen-)Motivation. Eine hohe Motivation garantiert eine hervorragende Vorbereitung, die wiederum maximale Leistung und Ergebnisse gewährleistet. [2]

 

Wie entsteht Motivation?

Die Motivation ergibt sich aus dem Zusammenspiel bewusster und unbewusster Faktoren wie der Intensität des Begehrens oder Bedürfnisses, des Anreizes bzw. des Belohnungswerts des Ziels und unseren eigenen Erwartungen und denen unseres Umfeldes. Diese Faktoren beeinflussen direkt unser Verhalten. [3] Um zu verstehen, was unsere Motivation beeinflusst, schauen wir uns die Selbstbestimmungstheorie und die verschiedenen Aspekte der Motivation genauer an.

Falls du es noch nicht getan hast: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um den Fragebogen zur Motivation bei der Arbeit auszufüllen. Es dauert keine fünf Minuten. So findest du heraus, was dich wirklich motiviert und was du tun kannst, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen und dein volles Potential zu nutzen.

 

"Motivation bei der Arbeit"-Test

 

Self-Determination Theory

Die Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory bzw. SDT; Ryan und Deci 2000) ist eine Metatheorie, die die psychologischen Faktoren definiert, die für optimale Motivation, Engagement und Wohlbefinden erforderlich sind. Sie befasst sich mit der Interaktion des Einzelnen mit dem sozialen und damit dem Arbeitsumfeld und hängt von diesem ab. SDT basiert auf der grundlegenden humanistischen Annahme, dass sich Individuen auf natürliche und aktive Weise an Wachstum und Selbstorganisation orientieren.

In der SDT sind die psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit und ihre unverzichtbare Rolle für die selbstbestimmte Motivation, das Wohlbefinden, Glück und das Wachstum die zentralen Aspekte. Wir sind ständig in eine dynamische Interaktion mit der sozialen Welt involviert. Wir streben gleichzeitig nach unseren Bedürfnissen, sowie Befriedigung und reagieren dabei auf die Bedingungen der Umwelt, die dieses Bestreben entweder unterstützen oder vereiteln. Infolge dieses Zusammenspiels zwischen Mensch und Umwelt steigern sich Engagement, Neugier und Verbundenheit oder wir werden demotiviert, ineffektiv und distanziert. [7]

 

Werfen wir einen Blick auf die drei Aspekte von SDT, mit denen sich unser Fragebogen konzentriert:

  • Kompetenz - das Bedürfnis, nach effektiven Interaktionen mit der Umwelt

    Dieser Bedürfnis betrifft unsere Leistungen, Wissen und Fähigkeiten. Wir wollen unsere Kompetenz ausbauen und Aufgaben, die für uns wichtig sind, zunehmen besser beherrschen.

  • Autonomie - das Bedürfnis, sich frei und selbstbestimmt zu fühlen und Bestätigung zu erfahren

    Wir wollen spüren, dass wir unser Schicksal selbst bestimmen. Wir brauchen zumindest eine gewisse Kontrolle über unser Leben. Vor allem müssen wir ein Gefühl von Freiheit und über unser Verhalten zu haben.

  • Verbundenheit - das Bedürfnis nach sinnstiftender Nähe und Zugehörigkeit

    Wir müssen ein Gefühl der Zugehörigkeit, Freundschaft und Verbundenheit mit anderen haben. Die Zugehörigkeit schafft Nähe und Vertrauen. Jeder von uns braucht bis zu einem gewissen Grad andere Menschen.[7][8]

Diese drei Faktoren haben großen Einfluss auf die Motivation bei der Arbeit. Wir können nun die verschiedenen Aspekte der Motivation durch die Linse unserer individuellen Antworten im Fragebogen zur Motivation bei der Arbeit betrachten.


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Verschiedene Aspekte der Motivation

Es gibt mehrere Bereiche, in denen wir bei der Betrachtung von Motivation aufschlussreiche Unterscheidungen treffen können, z. B.

  • negative und positive Motivation,
  • extrinsische und intrinsische Motivationen und Bestrebungen,
  • Autonome und kontrollierte Motivation.

Sie alle werden von den oben genannten drei Schlüsselfaktoren der SDT  (Kompetenz, Autonomie, Verbundenheit) beeinflusst.Im Fragebogen haben wir uns auf den Grad der Erfüllung dieser drei Faktoren konzentriert.
 

Negative und positive Motivation

Die zwei Pole sind Drohungen/Strafen (negativ) und Belohnungen/ Zufriedenheit/ Spaß an der Arbeit (positiv). Beide Pole können eine starke Mitarbeiter*innen-Motivation sein, doch das Wohlbefinden, die Selbstbestimmung und die Arbeitsfreude machen dich sehr viel glücklicher.

Die beiden Pole hier sind Drohungen / Bestrafung (negative Motivation) versus positive Motivation, wie Belohnungen / Zufriedenheit / Spaß. Denk einen Moment an Situationen, in denen du positiv oder negativ motiviert warst. Beide Pole können sehr stark motivieren. Entsteht positive Eigenmotivation allerdings vor dem Hintergrund von Wohlbefinden, Selbstentwicklung und Glück ist sie viel befriedigender.

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Extrinsische und intrinsische Motivation

„Die Beziehung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation: Dinge tun, weil wir sie gerne tun [intrinsisch] oder etwas für eine angebotene Belohnung tun. [extrinsisch]“ [1] Beispiele für extrinsische Motivation sind Bewertungssysteme, Mitarbeiter*innen-Bewertungen, Auszeichnungen sowie der Respekt und die Bewunderung anderer. Im Gegensatz dazu entsteht die intrinsische Motivation aus uns selbst heraus. Sie kommt aus unseren persönlichen Werten, Interesse und unserem moralischen Verständnis.

 

Extrinsisches und intrinsisches Streben

Die Unterscheidung zwischen extrinsischem und intrinsischem Streben (Lebenszielen) ist der oben erwähnten Motivation ziemlich ähnlich. Bestrebungen sind langfristige Ziele, die unser Tun leiten, und sie lassen sich in zwei Kategorien einteilen:

  • extrinsisches Streben wie Wohlstand, Ruhm und Attraktivität
  • intrinsisches Streben wie Zugehörigkeit, persönliche Entwicklung, Fortbestand der Menschheit

Es gab mehrere Studien zu diesem Thema, in denen intrinsische Ziele mit mehr Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung verbunden sind. [5][6]

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Das Problem bei extrinsischen Motiven und Streben besteht darin, dass wir entscheidende Faktoren, die unsere Arbeitsleistung beeinflussen (wie z.B. Kreativität) nicht bewusst steuern können.

Dan Ariely (Kognitive Psychologie (PhD) Business Administration (PhD)) erklärt dies am Beispiel eines größeren Bonus für eine bessere Leistung. Der Bonus ist ein extern-positiver Motivator, birgt aber auch Probleme: „Wenn ich Ihnen einen größeren Bonus zum Springen gebe, werden Sie öfter springen“, sagt Ariely. „Sie haben eine sehr gute Kontrolle über Ihre Beine. Wenn ich Ihnen mehr Geld gebe, werden Sie mehr Kraft in Ihre Beine übertragen, und deshalb werden Sie erfolgreicher sein. Wir haben nicht die gleiche Kontrolle über Gedächtnis, Kreativität und Konzentration. Sie können diese Soft Skills nicht ebenso bewusst steuern. Es ist kontraproduktiv und behindert Ihre Leistung stark." [1]

Mitarbeiter*innen motivieren ist ein komplexes Gebiet. Selbst wenn ein extern-positiver Motivator wie ein Bonus uns zunächst positiv motiviert, ist er keine Garantie für eine bessere Performance. Es ist nicht überraschend, dass es mit einem negativen Motivator wie der Angst den Job zu verlieren, noch weniger funktioniert.

 

Schauen wir uns die intrinsischen Motivation und Streben an. Die negativen Motivatoren, wie die Angst vor dem Scheitern oder das Gefühl der Unzulänglichkeit, sind es wert, im Interesse unserer persönlichen Entwicklung und Stressbewältigung angesprochen zu werden. Wenn wir von Angst getrieben handeln oder uns "nicht gut genug" fühlen, können wir härter arbeiten, aber auf lange Sicht ist dies nicht nachhaltig und hält uns von persönlichem Wachstum ab und davon, unser bestes Leben zu führen.

Wie wir in der obigen Definition gelernt haben, bedeutet intrinsische Motivation, dass wir Dinge tun, weil wir sie gerne selbst tun.

Intrinsisch-positive Motivation kommt von einem Ort der Stärke, Sicherheit und des (Selbst-/)Werts. Daher ist es die beste Form der Motivation, nicht nur in Bezug auf unsere Produktivität bei der Arbeit, sondern auch für unser allgemeines Wohlbefinden und unsere persönliche Entwicklung.

Die intrinsische und extrinsische Motivation tauchen seltener in Extremformen auf. Zur Verdeutlichung hilft es jedoch, zuerst die beiden Pole zu betrachten. Das Meiste spielt sich im Bereich dazwischen ab.

 

Eigenmotivation und kontrollierte Motivation

Bei der Selbst- oder Eigenmotivation kommt der Antrieb aus internen Quellen und umfasst zudem die extrinsischen Motive der Personen, die einer Tätigkeit einen Wert zuschreiben und sich mit ihr identifizieren. Der Chart stellt diese Motivation in Grün dar.

Die kontrollierte Motivation entsteht durch externe Regeln, sei es durch Belohnungen oder die Angst vor Strafen. Auf der anderen Seite ist introjektierte Regulierung die Motivation von „teilweise verinnerlichten Aktivitäten und Werten“ wie Scham vermeiden, der Wunsch nach Bestätigung und der Schutz des Egos.

 

Menschen passen sich an ihre Umgebung und ihren Grad an Selbstbestimmung in verschiedensten Kontexten an und orientieren sich daran. Autonomie und das, was wir als autonome Entscheidungen und Selbstbestimmung wahrnehmen, spielen eine wichtige Rolle:

  • Autonome Motivation: Alle drei Grundbedürfnisse - Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit - werden erfüllt.
  • Kontrollierte Motivation: Kompetenz und Verbundenheit sind einigermaßen zufrieden gestellt. Sie lassen jedoch keine Autonomie/Selbstbestimmung zu.

Die intrinsische Motivation, der innere Antrieb, unterliegt internen und äußeren Einflüssen. Der Kontext - einschließlich externer Kräfte (z. B. Fristen), zwischenmenschlicher Klimazonen (z. B. Lob, Unterweisung, Betriebsklima) und interner Ereignisse (z. B. Ich-Beteiligung*, Gefühle) - beeinflusst die intrinsische Motivation in Abhängigkeit von dem Grad, in dem sie erfüllt werden.



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Hier können wir zwischen fünf verschiedenen Regulierungsstilen unterscheiden, die tief in den drei Schlüsselfaktoren Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit verwurzelt sind, wobei Autonomie eine zentrale Rolle spielt.

Während die Erfüllung dieser Bedürfnisse eine Quelle der Motivation ist, ist der Mangel daran eine Quelle von Stress, Unzufriedenheit und Frustration bei der Arbeit. Der "Motivation bei der Arbeit"-Test erfasst, inwieweit diese Grundbedürfnisse bei der Arbeit bei dir erfüllt werden, und ermittelt Bereiche, die angegangen und verbessert werden müssen.

 

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  • Wie hoch war dein SDT-Test-Gesamtergebnis und wie passt es zu deiner Selbsteinschätzung?
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Photos by Stephen LeonardiThao Le HoangIan Schneider

 

Quellen

*Gesamtheit der Motive, Gefühle und Einstellungen, mit denen ein Individuum seine eigene Rolle und seinen eigenen Status in Bezie­hung zu anderen setzt. http://www.wirtschaftslexikon24.com/e/ego-involvement/ego-involvement.htm (14/10/2020)

[1] https://www.bbc.com/future/article/20120509-is-it-all-about-the-money (07/06/2020)
[2] https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-power-prime/201201/personal-growth-motivation-the-drive-change (12/06/2020)
[3] http://www.businessdictionary.com/definition/motivation.html (28/06/2020)
[4] https://courses.edx.org/courses/course-v1:BerkeleyX+GG202x+1T2020/course/ (29/05/2020)
[5] http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.90.1443&rep=rep1&type=pdf (29/05/2020)
[6] https://www.researchgate.net/publication/317690916_Self-Determination_Theory (22/05/2020)
[7] https://positivepsychology.com/self-determination-theory/(28/06/2020)

https://www.haufe-akademie.de/perspektiven/motivation/ (29/09/2020)
https://de.wikipedia.org/wiki/Motivation (29/09/2020)
https://wpgs.de/fachtexte/motivation/mitarbeitermotivation-messen/ (29/05/2020)

 

Geschrieben von  Tine Steiss

tine.jpgTine ist Teil des happiness.com Teams. Sie ist Künstlerin, Medieningenieurin, MBSR und Meditationslehrerin. Wenn sie nicht an neuen Ideen tüftelt, verwandelt sie ihre Dachterrasse in einen paradiesischen Garten.

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